Antwort auf den Artikel von R. Neebe

Der Leistungskurs Geschichte von Jutta Friebertshäuser bereitet ergänzende Informationen zu den Gedenktafeln vor

Schon seit längerem machen Schüler und Schülerinnen und Ehemalige sich Gedanken darüber, dass diese Gedenktafeln falsch interpretiert werden können.
Nach fast 70 Jahren europäischen Friedens scheint es uns unvorstellbar, dass man Kriegstote als Helden gefeiert hat und dass damalige Schüler sich benachteiligt gefühlt haben, wenn sie nicht die Chance hatten, in den Krieg zu ziehen. Dabei ist zu bedenken, dass bis zum frühen 20. Jahrhundert Krieg ein Werkzeug der Politik war.
Der Geschichtsleistungskurs (jetzt Q3) von Frau Friebertshäuser hat sich mit diesem Thema ausführlich über mehrere Wochen hinweg auseinandergesetzt.
Zunächst beschäftigten wir uns mit den Dokumenten dieser Zeit, die im Staatsarchiv Marburg archiviert werden. Dabei kamen wir zu der Ansicht, dass einer der Gründe, weshalb die Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen  Schüler und einen Lehrer so kriegsverherrlichend wirkt, sicherlich vor allem bei dem damaligen Direktor Dr. Cornelius Hölk liegt. Während die von großen Teilen der Bevölkerung nicht gewollte und nicht akzeptierte Republik sich nur vordergründig von der Monarchie trennte, hielt Hölk an der wilhelminischen Staatsform fest. Daher waren seine Reden oft von Helden- und Opferbotschaften geprägt, unter anderem auch die Eröffnungsrede der Gedenkfeier für die Gefallenen. Doch ist es wirklich heldenhaft oder ein erstrebenswertes Schicksal, so jung im Krieg für sein Vaterland zu sterben (pro patria mori)? Wenn man nicht weiter über diese Gedenktafeln Bescheid weiß, erwecken sie genau diesen unerwünschten Eindruck.
Wenn man sich im Unterricht mit dem Thema Krieg beschäftigt, geschieht das meist auf eine faktenorientierte und wenig emotionale Art und Weise. Man liest die Zahlen der Opfer, die vor Jahrzehnten gestorben sind, jedoch realisiert man nicht, dass es auch ehemalige Mitschüler waren, die meinten, ihr Leben zu Hause mit Freunden, Familie und Schule zurücklassen zu müssen, in den Krieg zogen und nie mehr wiederkehrten. Von unserer Schule waren es 115 Schüler, Ehemalige und ein Lehrer, die das Kriegsende nicht mehr erlebten. Damals war das circa die Hälfte der gesamten Schülerschaft. Informationen wie diese schockierten uns und führten dazu, dass wir diesem Thema genauer nachgehen wollten. Wir befassten uns mit einigen Quellen der Zeit, unter anderem mit dem Fahrtenbuch des Turnvereins der Schule. Außerdem führten wir mit Herrn Prof. Neebe, einem ehemaligen Lehrer unserer Schule und Professor in Bielefeld, der sich auf Forschungsbereiche wie den Ersten Weltkrieg, die Weimarer und NS- Zeit spezialisiert hat, ein ausführliches Gespräch, um uns mehr in die damalige Zeit einfühlen und noch vorhandene Fragen beantworten zu können.
Man darf diese Massenkriege nicht einfach ignorieren, wie es der Fall wäre, wenn die Gedenktafeln abgehängt werden würden. Diese Kriege bedeuten gewaltige Einschnitte in unserer Geschichte und wir wollen das Vergangene nutzen, um daraus zu lernen. Daher überlegten wir, wie man zu den Gedenktafeln passende Kommentierungstafeln gestalten kann, damit Fehlinterpretationen ausgeschlossen werden können. Dabei wollten wir verdeutlichen, welche Auswirkungen die Kriege bis heute haben. Diese Infotafeln sollen im nächsten Jahr aufgehängt werden, wenn der Ausbruch des Ersten Weltkrieges sich zum hundertsten Mal jährt und unser Naturwissenschaftstrakt fertig renoviert sein wird.

Hannah Körner, Sarah Payerl, Sonja Hampel, Chantal Bormann, Abitur 2014